Soldatenkameradschaft Freckenhorst e.V.

Chronik

133 Jahre Vereinsgeschichte von 1868 – 2001 – 100 Jahre Traditionsfahne

Freckenhorst, seit der Gebietsreform ein Stadtteil der Kreisstadt Warendorf im westfälischen Münsterland, hat eine umfangreiche geschichtliche Tradition. Die romanische Stiftskirche, auch als „Bauerndom des Münsterlandes“ bezeichnet, steht mit ihrem berühmten Taufstein aus dem Jahre 1129 im Herzen von Freckenhorst als sichtbarer Beweis dafür.

Auch das rege Vereinsleben macht das Traditionsbewusstsein der Bevölkerung deutlich. Der zweitälteste Verein, nach dem Bürgerschützen-Verein, ist die „Soldatenkameradschaft Freckenhorst e. V.“, die 1868 als „Kriegerverein Freckenhorst 1868“ von 30 Mitgliedern gegründet wurde.

Zu dieser Zeit gehörte Freckenhorst als Kleinstadt mit Kirchspiel zum Königreich Preußen. Aus Freckenhorst wurden 1864 eine Anzahl Soldaten eingezogen, die am Krieg Österreichs und Preußens gegen Dänemark teilnahmen. Höhepunkt des Krieges war am 18. April 1864 die siegreiche Erstürmung der Düppeler Schanzen gegen Dänemark.

Ebenfalls nahmen die Freckenhorster am späteren Krieg 1866 Preußens gegen Österreich teil. Dreißig der heimgekehrten Teilnehmer dieser Feldzüge gründeten den Kriegerverein Freckenhorst 1868. Von ihnen trugen 17 Krieger aus Freckenhorst und 3 aus Neuwarendorf das „Düppeler Sturmkreuz“. Zu den Trägern dieser Tapferkeitsauszeichnung gehörte Heinrich Reinker, der entscheidend zur Vereinsgründung beitrug. Er wurde am 13. Januar 1842 geboren. Von Beruf war er Küfermeister. Reinker wurde auch zum 1. Vorsitzenden gewählt und verblieb im Vorstand bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieges. Zusätzliche Hochachtung in der Bevölkerung erwarb er auch durch seine verdienstvolle Teilnahme am deutsch-französischen Krieg 1870/71. Nach diesem Krieg kam das Vereinsleben jedoch zum Erliegen.

1889 wurde an der Stiftskirche ein Kriegerehrenmal eingeweiht, welches dem Vereinsleben mit 24 Freckenhorstern neuen Auftrieb gab. Das Ehrenmal wurde von dem Warendorfer Bildhauer Hunkemöller geschaffen.

1891 wurde der Kriegerverein im Vereinsregister registriert, ihm gehörten zu diesem Zeitpunkt 120 Mitglieder an. Durch die Registrierung sind die Namen des Vorstandes überliefert worden:

1.    von Westrem, Premierleutnant i. R. (Vorsitzender)

2.    Schulte Vels, Wirth

3.    Bröckelmann, Postbote

4.    Reinker, Küfer

5.    Stakenkötter, Kötter

6.    Dühlmann, Kötter

7.    Oertker, Weber

8.    Meibeck, Ferd., Tagelöhner

Der einzige Offizier im Verein war der Premierleutnant von Westrem, der auch eine 20 Paragraphen umfassende neue Satzung am 25. 10. 1891 unterschrieb. Ziel des Vereins war damals die Pflege der Kameradschaft und des Patriotismus, verbunden mit dem Gelöbnis allzeit dem Kaiser die Treue zu halten.

1903 hatte der Verein 139 Mitglieder. In diesem Jahr wurde eine neue Fahne anlässlich eines Kriegerverbandsfestes geweiht. (s. einziges Foto aus den ersten 50 Jahren der Vereinsgeschichte.)

Unter dem Vorsitz von Küfermeister Heinrich Reinker, der jahrzehntelang dem Kriegerverein angehört hatte und 1908 als Ehrenmitglied besondere Erwähnung findet, wurde im Januar 1907 an das 13. Inf.-Regt. In Münster geschrieben und um Überlassung von verschiedenen Uniformstücken „für ziemlich große Leute gebeten“, weil man anlässlich des Kaisergeburtstages einige Soldatenstücke aufführen wollte. Man erhielt 7 Soldatenröcke, 1 Sergeantenrock, 7 Helme, 7 Mützen, 7 Koppel und 3 Drillichjacken, allerdings mit der Auflage diese Stücke schonend zu behandeln.

Die Fahne ist bis zum heutigen Tag kostbares Traditionsgut des Vereins. Natürlich hatte man auch Ende des 19. Jahrhunderts eine Vereinsfahne. Alljährlich musste man Erlaubnis einholen, sie öffentlich zeigen zu dürfen. Diese Erlaubnis wurde 1907 dem Freckenhorster Kriegerverein aus einem recht interessanten Grund versagt: Die Freckenhorster weigerten sich, den Jahresbeitrag von 30 Pf. pro Mitglied an den Landeskriegerverband zu zahlen. Deshalb wurden sie durch „höchstobrige Ordre“ bestraft. Sie durften die Fahne nicht mehr tragen und auch nicht bei Kaiserbesuchen Spalier stehen. Kurz: Der Verein war von offizieller Seite gestrichen worden.

1908 gelingt es dem Grafen Friedrich von Merveldt (Ehrenmitglied) die Wiederaufnahme des Vereins in den Landesverband zu erreichen. Immerhin zählte man schon 173 Mitglieder. Dieser Beitritt brachte dem Verein ein beachtliches Ansehen in der Gesellschaft. Stiftungsfeste konnte der Kriegerverein bisher jedoch nicht feiern, weil die Jubelfeste entweder in einem Krieg oder auf ein Kriegsende fielen. Trotzdem hält die Chronik den Vereinsvorstand von 1908 fest. Der Verein war also damals 40 Jahre alt und erwähnt die damaligen Vorstandsmitglieder:

   Heinrich Reinker, Küfermeister (1. Vorsitzender)

    Josef Hürkamp, Ziegeleibesitzer (Schriftführer)

    Anton Lütkehaus, Buchbindermeister.(stv. Schriftf.)

    Ludwig Gröne, Händler (Rendant)

    Anton Wilde, Rentner (stv. Vorsitzender)

    Heinrich Althoff, Schneidermeister (Beisitzer)

    Franz Luhmeier, Schneidermeister (Beisitzer)

    Gerhard Königkamp, Landwirt (Beisitzer)

    Anton Düpmann, Sattlermeister (Beisitzer).

Mit Beginn des 1. Weltkrieges wurden zahlreiche Mitglieder zum Heeresdienst einberufen, weshalb das Vereinsleben allmählich zum Erliegen kam. Der Austritt aus dem Landeskriegerverband erfolgte am 9. Februar 1919.

1923, nach dem 1. Weltkrieg wurde unter dem 1. Vorsitzenden Schulze Osthoff und Tischlermeister Meyer der Verein wiederbegründet.

Im weiteren Verlauf kam es in der Weimarer Republik zu wirtschaftlichen Krisen, verbunden mit hoher Arbeitslosigkeit. Die Machtergreifung am 30. Januar 1933 der Nationalsozialisten unter Führung Adolf Hitlers war eine der Folgen davon. Durch die „Gleichschaltung aller Vereine und Verbände wurde sämtliche Vereinstätigkeit in bisheriger Form verboten.. Der Dachverband der Kriegerkameradschaften war bisher der „Kyffhäuserbund“. Er wurde umbenannt in „Deutscher Reichskriegerbund“. Dieser Zwangsverband   erhöhte umgehend den Jahresbeitrag pro Mitglied von 85 Pfennig auf 1,35 RM. Das nahm der Freckenhorster Kriegerverein als Anlass zum Austritt. Jedoch politischer Druck sorgte dafür, dass man wieder „freiwillig“ dem Reichskriegerbund mit jedoch nur 105 von 141 Vereinsmitgliedern beitrat. Mit Beginn des 2. Weltkrieges kam es zur Einberufung aller wehrfähigen Männer, was wiederum zum Erliegen der Vereinstätigkeit führte.

Die Fahne hatte am Ende des 2. Weltkriege eine besondere Geschichte: Die Freckenhorsterin Lilly Breede rette die Traditionsfahne 1945 durch geschicktes Handeln vor dem Zugriff der einrückenden amerikanischen Truppen. Besonders wertvoll ist die Fahne auch, weil das innere Feld wohl noch aus dem Jahre 1858 und der äußere Nesselstreifen aus dem Jahr 1878 stammt.

Erst am 4. April 1954 kommt es im Saal Schmiehausen zur Gründungsversammlung der „Kriegerversammlung Freckenhorst“. Die 145 Mitglieder wählen den Tischlermeister Josef Meyer zum Vorsitzenden. Er war schon nach dem 1. Weltkrieg für die Kriegerkameradschaft aktiv. Sein Stellvertreter wird der Bauer Josef Brinkmann. Das alljährliche Kameradschaftsfest wurde fortan am Krüßingmontag gefeiert. Das Krüßingfest (Kreuz) ist das wichtigste katholische Heimatfest in Freckenhorst und wir alljährlich an einem Sonntag mit einer Prozession und Kirmes gefeiert.  Nach dem Gottesdienst versammelten sich die Krieger am Ehrenmal und gedachte in einer Ansprache durch den Vorsitzenden der gefallenen Kameraden. Anschließend zog man mit Musik am Schloss des Grafen von Westerholt (Foto) vorbei und durch Freckenhorst, um dann im Vereinslokal mit den Frauen zu feiern. Gleichzeitig ermittelte man mit Luftgewehren auf einem Schießstand im Freien den Vereinsmeister. In einem Artikel zum 100jährigen Jubiläum 1968 vermerkte man: „Seit 1. Januar 1968 führt Heinz Niewöhner die 306 „alten Kameraden“ unter denen auch einige Reservisten der Bundeswehr „mitmarschieren“.“ Weiter heißt es: „Dass Freckenhorst die Kriegerkameradschaft schätzt, beweist allein schon die Tatsache, dass Stadt und Kirchspiel den Soldaten einen Zuschuss von 600 DM zu ihrem Fest gewährt.“

Die Vorsitzenden nach dem 2. Weltkrieg:

–         1954 – 1955: Josef Meier

–         1956 – 1963: Max Stemmer

–         1964 – 1966: Aloys Althoff

–         1967 – 1976: Heinz Niewöhner

–         1977 – 1994: Rolf Jahnke

–         1994 –  dato: Hubert Reinker

Mit der Übernahme des Vorsitzes durch Rolf Jahnke (Jahrgang 1927) beginnt eine neue Ära, die auch durch die Umbenennung der „Kriegerkameradschaft“ in

„Soldatenkameradschaft Freckenhorst e. V. Gegr.: 1868“

ihre Änderungen in der Satzung kennzeichnet.  Das äußere Merkmal der geänderten Vereinspolitik entspricht ebenfalls der demokratischen Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland und macht die Bundeswehrreservisten zu vollwertigen Mitgliedern.

Rolf Jahnke
am 30. Januar 2000 verstorben

Durch die aktivere Einbeziehung der Bundeswehrsoldaten als Mitglieder ist sichergestellt, dass dieser Traditionsverein nicht nach und nach zum Altherrenclub degeneriert. In der Zeit des Vorsitzes vom ehemaligen Bundeswehrhauptmann der Luftwaffe, der auch noch als Soldat in der Reichswehr diente, war er natürlich die ideale Integrationsperson für beide Generationen. Mit ihm gewann die Soldatenkameradschaft wiederum Anerkennung in der Freckenhorster Bevölkerung und verzeichnete zeitweilig ihren Höchststand von etwa 350 Mitglieder. Jahnkes Verbindungen als Luftwaffenhauptmann der Reserve erbrachte mehrere gemeinsame Benefizkonzerte des Luftwaffen Musikkorps 3, Münster und des Männerchors Freckenhorst/Hoetmar in Freckenhorst zugunsten des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, deren Vorsitz Jahnke ebenfalls über viele Jahre hatte.

Unter Jahnkes Führung gelang es den Kameraden durch viel persönlichen Einsatz ein eigenes Soldatenheim in der alten Polsterei der Firma Möbel-Sendker, Am Weingarten, zu schaffen. Mit einer Luftgewehr-Schießanlage bot das Heim mit seiner ehrenamtlichen Bewirtschaftung durch Vorstandsmitglieder, einen regelmäßigen Treffpunkt der zeitweilig 350 Mitglieder. Als nach etwa 8 Jahren das Heim wegen Verkaufs geräumt werden musste, bot sich die Gelegenheit  auf dem Hof Schoppmann im Hägerort, ein neues Vereinsheim in einem ungenutzten Bullenstall zu errichten. Gemeinsam, ohne Rücksicht auf die knappe Freizeit und finanzielle Belastung schafften eine größere Anzahl Mitglieder mit den Geld- und Sachspenden von weiteren Mitgliedern und örtlichen Unternehmern wieder ein vorzügliches Soldatenheim. Neben dem Schiessraum, sanitären Anlagen, dem größeren Gastraum mit Tresen und Fassbieranlage, wurde auch eine komplette Küche eingerichtet. Mit der Einweihung 1991 wurden vermehrt die Vereinsfeste in das Vereinsheim verlegt.  Im Jahre 1993 wurde das 125jährige Jubiläum der Soldatenkameradschaft gefeiert. Nachdem sich Jahnke aus gesundheitlichen Gründen aus dem aktiven Vereinsleben zurückziehen musste, kam es am 15. November 1994 mit der einstimmigen Wahl von Hubert Reinker, Jahrgang 1955, wiederum zu einem Generationswechsel. Gleichzeitig wurde Jahnke zum Ehrenvorsitzenden auf Lebenszeit von der Versammlung gewählt. Leider verstarb Rolf Jahnke unerwartet am 30. Januar 2000, was für die Soldatenkameradschaft und den Volksbund ein schwerer Verlust bedeutete.

Auf den neuen Vorsitzenden Hubert Reinker, dessen Altvorderer der Vereinsgründer Heinrich Reinker war, kamen interessante Aufgaben zu. Durch die Vermittlung des englischen Vereinsmitgliedes Chris Meilton aus Exeter in Südwestengland in der Grafschaft Devon, wurde ein Freundschaftsbesuch auf Gegenseitigkeit organisiert. Zuerst kamen im Mai 1997 etwa 50 Gäste vom „Exeter White Ensign Club“ für einige Tage zum Besuch. Es bildeten sich viele Freundschaften. Die „Soldatenkameradschaft Freckenhorst“ und die Damen und Herren des „Exeter White Ensign Club“ unterzeichneten durch ihre Vorsitzenden ein Partnerschaftsabkommen. Bereits ein Jahr später kam es 1998 zu einem Gegenbesuch von etwa 50 Mitgliedern und ihren Damen der Soldatenkameradschaft Freckenhorst, in Exeter. Die überaus herzliche Aufnahme in dieser wunderbaren Stadt und ein weiterer Gegenbesuch aus Exeter, sorgten für eine weitere Vertiefung der Partnerschaft und individueller Freundschaften.

Inzwischen kam es auch zu dem Mitgliederbeschluss, Männer aufzunehmen, die nicht gedient hatten, jedoch der Satzung der Soldatenkameradschaft nahe standen. Etwa10 %  der Soldatenkameradschaft besteht inzwischen aus solchen Fördermitgliedern. Seit dem Jahr 2000 hat die Soldatenkameradschaft einen weiblichen aktiven Soldaten als Mitglied in ihren Reihen.

Eine Bereicherung für das Vereinsleben sind die Damen der Kameraden. Sie treffen sich regelmäßig im Soldatenheim zu einem gemütlichen Schiessabend und nennen sich deshalb auch die „Shooting girls“. Beim Jahresfest im Sommer und dem Biwakfest im Herbst bereiten sie Torten und Kuchen für das Kaffeetrinken und servieren alles auch den Gästen.

Seit Bestehen des „Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge“ unterstützen die Kameraden der Soldatenkameradschaft als Sammler den „VDK“ mit jährlich neuen Spitzenergebnissen, die sie durch Haussammlungen erzielen. Unterstützt werden sie durch die Aktivitäten der Mitglieder der „Kameradschaft ehemaliger Soldaten“ aus dem benachbarten Ort Hoetmar. Der „Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge“ wird nach dem Tod von Rolf Jahnke, vom Mitglied der Soldatenkameradschaft Freckenhorst, Ulrich Rottenberg erfolgreich geleitet. Sein Beruf macht ihn zum Kenner der Orte Freckenhorst und Hoetmar, denn er ist deren „Dorfsheriff“. In Hoetmar wuchs er auf. In Freckenhorst wohnt er bereits seit einigen Jahrzehnten.

Selbstverständlich  ist die Soldatenkameradschaft für konstruktive Kritik und Anregungen dankbar. Ebenso freuen wir uns über Interesse an eine Mitgliedschaft.


Der Vorstand im Jahre 2001 von links:
Reinhard Rothove (Beisitzer), Michael Zech (Beisitzer), Klaus Hirtzbruch (Schriftführer + Presse), Bernhard Flamme (Beisitzer), Gary Dufton (Beisitzer), Franz Dors † (Fahnenwart), Hubert Reinker (1. Vorsitzender), Alfred Kruse (Schieß- + Gerätewart), Dieter Müller (Kommandeur), Uli Arnold (stv. Vorsitzender), Willi Klemann (Kassierer), Heinz-Dieter Landwehr (Beisitzer).

Chronik 2018 – 150. Vereinsjubiläum